Rezension: „Die Mitternachtsbibliothek“
von Matt Haig
★★★★★
„Genau das, dachte sie, war wohl der Nährboden für Depressionen. Es ging um den Unterschied zwischen Furcht und Verzweiflung.“
Eckdaten
Verlag: Droemer (zur Verlagsseite)
Erscheinungsdatum:1. Februar 2021
Preis: E-Books 17,99€, Hardcover 20,00€
Seitenzahl: ca. 320 Seiten
ISBN: 978-3426282564
Originaltitel : The Midnight Library
Genre: Roman, Trauer, Depressionen, Belletristik, Leben, Angststörungen
Cover
Ein eyecatcher? Ein Coverkauf? – JA! Abgesehen davon, dass sämtliche Blog und Buchgruppen voll mit diesem Buch waren, blieb mir der Titel und das schöne Cover sofort im Gedächtnis hängen. Die Gestaltung ist perfekt abgestimmt auf den Inhalt und wunderbar neutral gehalten. Auch die Innengestaltung mit den Bibliothek-Kärtchen ist toll gemacht und lässt das gesamte Buch schön stimmig wirken.
Klappentext
Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können.
Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?
Matt Haig ist ein zauberhafter Roman darüber gelungen, dass uns all die Entscheidungen, die wir bereuen, doch erst zu dem Menschen machen, der wir sind. Eine Hymne auf das Leben – auch auf das, das zwickt, das uns verzweifeln lässt und das doch das einzige ist, das zu uns gehört.
Erster Satz
„Neunzehn Jahre bevor sie beschloss zu sterben, saß Nora Seed in der warmen kleinen Bibliothek der Hazeldene School in Bedford.“
Meinung
Es dauerte nicht lange, da wusste ich: Dieses Buch muss ich haben. Wie oben bereits erwähnt, lag das im ersten Moment am wunderschönen Cover und natürlich am Neugierde erweckenden Titel. Aber auch der Klappentext spornte mein Interesse weiter an und da man überall von diesem Buch las, musste ich es einfach haben. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Geschichte packte mich von der ersten Seite an und ich konnte es kaum noch aus der Hand legen. Die Gedanken und Emotionen der Protagonistin kamen sehr emotional durch und man durchlebte eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
„Wer in seinem Leben gefangen ist, stellt sich gerne vor, dass traurige Phasen, tragische Ereignisse, Versagen oder Angst sich aus jener ganz bestimmten Existenz ergeben.“
Die Storyline stelle sich für mich als spannend heraus und (Achtung Spoiler) die Vorstellung, dass es eine Bibliothek mit Büchern gibt, wo jedes Buch ein Unterschiedliches Leben darstellt, ganz nach dem Motto „Was wäre wenn…“, fand ich sehr gedankenanregend. Wenn man sich mal vorstellt, wie es bei einem selbst sein könnte, gerät man schnell in ein großes Gedankenkarussell. Was wäre, wenn ich damals mich so oder so entschieden hätte. Wenn ich dies und das anders gemacht hätte. Wie wäre das Leben dann jetzt? Ein interessante Vorstellung irgendwie. Und ich finde, dies verbunden mit der Hauptthematik in diesem Buch, ergibt sich eine wirklich schöne Geschichte die wichtige Themen anspricht und bearbeitet. Dies wurde hier wunderbar kombiniert und in eine interessante Story verpackt. Manchmal wurden einige Kapitel schnell und manchmal lang beschrieben, das störte mich nicht, es passte zum Inhalt. Die wichtigsten Punkte wurden ausführlich beschrieben und bearbeitet und trugen somit zur perfekten Logik bei.
„Mein Problem sei Lebensangst. Und wissen Sie was? Das trifft absolut zu! Denn das Leben macht einem Angst, und zwar aus folgenden Grund: Es ist egal welchen Zweig eines Lebens wir verwirklichen. Wir bleiben immer derselbe morsche Baum.“
Im ganzen ein wirklich besonderes Buch, welches mich sehr angesprochen hat. Die Idee dahinter und die Umsetzung fand ich sehr gelungen und es ist definitiv Lesenswert. Vermutlich sogar ein Jahreshighlight. Matt Haig hat eine schöne Art zu schreiben und sich auszudrücken, sodass mich die Erzählperspektive auch gar nicht gestört hat, wie es oft der Fall ist, wenn es keine Ich-Erzählung ist. Rundum gelungener Roman.