Mal ein etwas anderer Beitrag. Keine Rezension, es geht nicht um Empfehlungen, Neuerscheinungen oder darum, wo die nächste Buchmesse steigt. Sondern um die Schattenseite des Lesens, des Bloggens oder Autoren-Daseins. Jeder kennt es auf unterschiedliche Art und Weise:
DIE LESEFLAUTE
Auch mich hat es dieses Mal so richtig erwischt. Nie hätte ich gedacht mich mal so intensiv und verzweifelt mit dem Thema zu beschäftigen, aber nun ist es passiert und vielleicht ist gerade das schon mein erster Fehler: Zu viele Gedanken machen! Denn es ist ein bisschen wie ein Teufelskreis. Die Lust ist schon da, aber irgendwie auch nicht. Laune, Motivation und Freude, endlich mal wieder ein Buch zu lesen, aber irgendwie fehlt der erste Schritt, der Absprung oder der Mut.
Wenn man einmal so richtig raus ist, kommt man nur sehr schwer wieder in den Lesefluss, man beschäftigt sich in Zeiten von Netflix und co. mit anderen Dingen. Hobby’s ändern sich, Alltag ändert sich und manchmal braucht man einfach Abwechslung.
So ähnlich war es vermutlich auch bei mir, Viel um die Ohren, übersättigt von gleichen Geschichten, Veröffentlichung von eigenen Büchern und viele Private Veränderungen. Dazu kommen Beruf und generell der Alltag. Denn schlafen muss man schließlich auch noch.
Ich war genervt.
Ich liebe Bücher, ich liebe das Bloggen, ich liebe Buchmessen und generell den Austausch um Literatur. Bücher verbinden Menschen, Freundschaften entstehen, Gedanken erleben Abenteuer. Doch all das ging mir plötzlich auf den Keks. Ich nahm ein Buch in die Hand und war gelangweilt, fühlte mich gezwungen und unter Druck gesetzt. Und das wurde schlimmer und schlimmer so verzweifelter ich versuchte entspannt ein neues Buch zu lesen. Bis ich es schließlich irgendwann gar nicht mehr versuchte. Und das machte es noch schlimmer und das Loch in dem ich zu Fallen schien, wurde tiefer und tiefer.
Es war so weit, dass ich alle Bücher verkaufen oder verschenken oder sogar vernichten wollte, weil ein Blick ins Regal mich so traurig und gleichzeitig wütend machte. Natürlich auf mich selbst, weil man denkt sich so: Was ist dein Problem, ey? Nimm einfach ein Buch und lies! Aber leichter gesagt als getan und ich habe wirklich alles versucht. Doch irgendwann musste ich einsehen: Es ist einfach eine Phase die vermutlich sein muss, die mein Kopf braucht. Und offenbar dauert diese nun schon ein 3/4 Jahr an… doch eigentlich ist es ziemlich einfach. Manchmal brauchen Hobby’s eine Pause, weil man Neues oder Anderes machen möchte und vielleicht auch sollte. Schließlich habe ich früher so viel gelesen, dass der Fernseher grundsätzlich immer aus war und ich fast jede freie Minute meine Nase in die Seiten gesteckt habe. Vielleicht brauchte ich einfach mal einen Tapetenwechsel.
Schleichend und unbemerkt – Was ist eigentlich eine Leseflaute?
Schlichtweg keine Lust, Motivation oder Spaß auf’s/am Lesen zu haben. Wir sind übersättigt an Angebot, uns fehlt die Inspiration und wir haben den Kopf voll mit anderen wirren, wichtigen oder auch banalen Gedanken. Haben keine Zeit oder einfach einen spannenden Alltag. Manchmal sind auch Veränderungen schuld oder Emotionen. Die Gründe sind unterschiedlich, aber dennoch führt alles zum selben Ergebnis: Wir haben keine Lust!
Tipps gegen Lese-Tiefpunkte
- Erstmal eine Pause gönnen – Zwang hilft nicht, sondern macht es nur noch schlimmer
- Entspannte Umgebung schaffen – Erklärt sich von selbst oder? Lesen ist Entspannung, also macht es euch so schön wie möglich
- Neues Ausprobieren – vielleicht ein anderes Genre, ein Hörbuch oder statt Romane einfach mal Gedichte und Kurzgeschichten versuchen
- Booktube – Inspirationen holen hilft, Schwärmereien von anderen Lesern und Bloggern reißen oft mit und bringen neuen Schwung
- Ablenkungen vermeiden – Streaming und co einfach mal ignorieren und vielleicht versuchen einen Ausgleich zu finden, es muss ja nicht jeden Abend eine Folge der neusten Lieblingsserie sein
- Nach Büchern stöbern – vor allem für Online-Shopper – einfach mal einen Tag in der Buchhandlung verbringen und stöbern.
- Ein Lieblingsbuch lesen – hilft oft, wenn man wieder so richtig Spaß an einer Geschichte hat. Auch wenn man sie schon kennt, manchmal zeigt man sich selbst so, wie sehr man Literatur lieben kann und denk dann daran zurück, wie schön es war, diese Geschichte damals zu lesen.
- Quatsche mit Bücherwürmern – Kommunikation ist alles, einfach mal mit anderen über Flauten und Launen reden, vielleicht kann man sich gegenseitig so motivieren oder gar ein Buch zusammenlesen.
Und nun?
Auch ich habe all diese Tipps versucht und gemerkt, dass vor allem der Zwang oder das Verlangen endlich mal wieder ein Buch zu lesen mein größtes Problem ist/war. Das schlechte Gewissen, weil das Bloggen vernachlässigt wurde trug dann auch ziemlich übel dazu bei. Und am Ende war ich einfach wütend auf mich selbst, weil da diese doofe Blockade im Kopf ist. Aber ich habe ein Ziel: Der Sommer steht schließlich schon mit einem Bein in der Tür und eigentlich läuft es dann oft sowieso besser. Im Garten, im Pool, am See – Hauptsache draußen entspannen und lesen. Daher bin ich mittlerweile positiv gestimmt und habe diese Woche seit einem halben Jahr endlich wieder mehr als 1 Seite gelesen.
Mein Plan:
Zunächst jeden Abend mindestens 10 Seiten lesen. Klingt nach Zwang? Irgendwie ja und irgendwie nein. Ich versuche lediglich schlichtweg wieder eine „Wiedereingliederung“ und denke irgendwann werden es dann mehr und mehr Seiten, bis es so weit ist, dass ich ein Buch erst wieder aus der Hand legen kann, wenn ich es beendet habe. Ich hoffe darauf, dass die Jahreszeit und Urlaub dazu beitragen den Teufel im Kopf zu besiegen, der das Lesen grad so blockiert hat. Und bisher klappt es echt gut. Jeden Abend ein bisschen und ab und zu ein Hörbuch, beim Autofahren zum Beispiel. Das scheint mir echt zu helfen und ich bin gespannt, ob ich es schaffe.