Rezension: “Auszeit im Café am Rande der Welt”
von John Strelecky
★★★★☆
„Wenn man kein Isolierband hat, entstehen undichte Stellen. Wenn die Verbindung fest ist, handelt es sich anfangs nur um ein kleines Leck, das aber dennoch vorhanden ist. Im Laufe der Zeit verschlimmert es sich, da der Druck auf die undichten Bereiche wirkt und diese zu korridieren beginnen.“
Eckdaten
Verlag: dtv (zur Verlagsseite)
Erscheinungsdatum: In DE am 23. August 2019 erschienen
Preis: Taschenbuch 9,90€, eBook 9,99€
Seitenzahl: ca.160
ISBN: 978-3423349642
Genre: Ratgeber, Selbstfindung, Reisen
Originaltitel: Reconnection
Mit farbigen Illustrationen von Root Leeb
Cover/Gestaltung
Das Cover passt wieder wunderbar zur Story und bleibt dem Stil der Vorgänger treu. Schöne, farbige Illustrationen die zu den Situationen der Kapitel passen. Es macht so viel Spaß beim Lesen sich auch die Zeichnungen anzusehen und man kann noch tiefer in die Story eintauchen. Wunderschöne Gestaltung.
Erster Satz
„Es war dunkel und es regnete in Strömen, sodass ich nicht mehr als ein paar Meter weit sehen konnte.“
Klappentext
Für alle, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen
Zehn Jahre sind seit Johns letztem Besuch im Café vergangen und die Unbeschwertheit der Jugend ist längst vorbei. John kämpft mit dem Älterwerden. Auf dem Rückweg von der Beerdigung seines geliebten Patenonkels sucht er vor einem Unwetter Zuflucht in einer Unterführung und begegnet der fünfzehnjährigen Hannah. Gemeinsam entdecken sie aufs Neue das Café am Rande der Welt. Sein erster Besuch dort hat John nachhaltig verändert. Sein großes Lebensziel zu reisen und viel von der Welt zu sehen, hat er verwirklicht. Nun ist er erneut an einem Wendepunkt. Die Zeit verfliegt: Seine Tochter wächst rasend schnell heran, morgen wird sie erwachsen sein. Gleichzeitig nehmen seine eigenen Möglichkeiten ab. John fühlt sich festgefahren, er steckt in der Midlife Crisis. Wer kann ihm in dieser Lebensphase neue Denkanstöße geben? Die Bedienung Casey hat da so eine Idee. Max, ein lebensweiser alter Mann, wird zu seinem Mentor. Er hilft ihm dabei, sich wieder auf den Weg zu machen, um eine Antwort auf die alles entscheidende Frage zu finden: Warum bin ich hier?
Meinung
Wieder ein Strelecky! So langsam bin ich süchtig nach seinem Büchern und ich kann direkt sagen: Dieses Buch wird nicht das letzte gewesen sein. Vermutlich starte ich als nächstes direkt mit „The Big Five for Live“ von ihm. Auch mit dem dritten Buch des „Cafés“ konnte er mich wieder in seinen Bann ziehen und hat sämtliche Gedanken hervorgerufen.
„Dabei wurde mir unter anderem bewusst, dass ein Teil unserer Angst beim Älterwerden darin begründet ist, uns von den Menschen verabschieden zu müssen, die uns so viel bedeuten. Wir sehnen uns nach einem letzten gemeinsamen Moment mit ihnen. Nach einer letzten Umarmung oder nach einem >Ich liebe dich<. Nach einem letzten gemeinsamen Abenteuer oder einer letzten Lebensweisheit, die sie uns vermitteln.“
Sein Schreibstil ist so wunderbar angenehm und warm. Irgendwie lockerleicht und gleichzeitig von so viel Bedeutung und mentalen Gewicht, dass es unfassbar ist, wie leicht es sich lesen lässt. Obwohl jede Seite so gedankenanregend ist und emotional etwas mit einem macht, schwebt man förmlich durch die Seiten und wird in einen ganz speziellen Bann gezogen. Das gesamte Buch ist dieses mal wieder in einem Zeitrahmen der an einem Tag abspielt und dieses Mal wieder mit anderen Personen, die man kennenlernt. Oder eher gesagt „etwas“. Denn mir fehlte dieses Mal tatsächlich ein bisschen Länge, es ging so schnell vorbei, dass ich das Gefühl hatte ich hatte gerade erst angefangen zu lesen. Dabei waren mir einige Gespräche etwas zu kurz und hätten gerne noch viel länger sein können. Generell hätte ich mir einfach noch ein bisschen „mehr“ in diesem Buch gewünscht. Daher auch dieses Mal nur 4 von 5 Sternen. Ich bin gespannt wie und ob (ich wünsche es mir) mit Hannah weiter geht. Ich hoffe mir sehr ein Buch über ihre Erfahrungen im Café. Denn man wurde sehr neugierig auf sie gemacht und die Details die man bekommen hat, spielen vermutlich einige Leben wieder. Um so schöner fände ich hier eine weitere Fortsetzung. Dies kann noch nicht das Ende von Casey, Mike und co sein.
„Dafür, dass du dir die Zeit genommen hast, die Welt zu beobachten. Dafür, dass du diese Art und Weise entwickelt hast, mit der du die Dinge betrachtest. Ich wünschte, ich hätte diese Perspektive vor ein paar Jahren gehabt.“
Alles im allen aber wieder ein großartiges Buch von John Strelecky, wenn auch in meiner Ansicht nicht das Beste. Denn es hätte ein bisschen mehr Länge gebrauchen können. Aber trotzdem lernt man wieder sehr viel und denkt mit Sicherheit über viele Aspekte nach die besprochen werden. Auch mir hat es wieder viele Reize gegeben und ich habe mich vollkommen wohl beim Lesen gefühlt. Schönes Buch!