Rezension: „Radikale Selbstfürsorge. Jetzt!“
von Svenja Gräfen
★★★★★
„Erinnere dich daran, immer wieder aufs Neue: Du bist nicht das Problem! Oder auch: Du magst zwar nicht genug für … sein, aber das ist nicht deine Schuld. Und: Du. Bist. Nicht. Das. Problem.“ (s. 45)
Eckdaten
Verlag: Eden Books (zur Verlagsseite)
Erscheinungsdatum: 08.04.2021
Preise: Taschenbuch 15,00€, E-Book 11,99€, Hörbuch 4,61€
Seitenzahl: ca. 200
ISBN: 978-3959103329
Genre: Ratgeber, Sachbuch, Gesellschaft, Feminismus, Self-Care, Mental-Health
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Mit Illustrationen von Slinga Illustration
Cover
Ein sehr ansprechendes Cover! Es ist knallig und auffällig. Somit ist es mir auch direkt ins Auge „gesprungen“ und hatte mein interesse geweckt. Außerdem hat es eine schöne Innengestaltung. Die Illustrationen zwischen den Kapiteln runden das ganze perfekt ab.
Klappentext
Svenja Gräfen hielt Self-Care lange für egoistisch, unsolidarisch und allem voran für ein falsches Versprechen der milliardenschweren Wellness-Industrie. Höchste Zeit für ein Update: Denn eigentlich ist Selbstfürsorge weder Produkt noch Luxus, sondern zugänglich für jede*n und eine Basis, um auch für andere da sein zu können. In diesem Buch erzählt die Autorin von eigenen Strategien und Erfahrungen. Sie macht deutlich, warum Self-Care gerade jetzt so wichtig ist – und weshalb Selbstfürsorge und Feminismus einander nicht widersprechen, sondern sogar zusammengehören.
Erster Satz
„2020 – Puh, oder? Ganz egal, in welcher Situation du diesen Satz von dir gibst – mit hundertprozentiger Sicherheit wird er auf allergrößtes Verständnis stoßen – auch wenn 2021 bislang nicht wirklich ein Upgrade darstellt.“ (s. 9)
Meinung
Ein perfektes Buch zum Start ins neue Jahr! Das waren wohl meine ersten Gedanken zu diesem Buch, denn einen besseren Zeitpunkt hätte ich mir nicht aussuchen können.
„Nicht falsch verstehen: Es ist natürlich vollkommen nachvollziehbar, sich angesichts aller Tatsachen und Katastrophen dieser Welt hin und wieder hoffnungslos zu fühlen, verzweifelt und wütend zu sein.“ (s.24)
Wer gerne Ratgeber zum Thema Achtsamkeit, Self-Care, also Selbstfürsorge liest, der macht mit diesem Exemplar hier alles richtig. Zwar steht hier nichts „neues“ drin, nichts, was man nicht unbedingt noch nie gehört hat, aber die Autorin erklärt hier ehrlich, humorvoll und direkt, wie man es wirklich richtig macht. Denn hier gehts wirklich darum, wie man die Sachen anders angehen kann. Wie man es auch wirklich mit ein paar Gedankenwechseln, umsetzen kann.
„Und plumpe Aufforderungen können dafür sorgen, dass wir entweder verkrampfen oder in eine Art Trotzhaltung verfallen – so wie ich bei all den Schnörkelschriftlebensweisheiten.“ (s.35)
Dabei geht es zwar dennoch, um viele bekannte Themen, aber sind wir alle mal ehrlich: Wenn uns ein Buch, ein Fachmagazin oder irgendein Instagram-Post sagt: „Du musst das so und so machen, dann gehts dir besser, dann kannst du dich selbst mehr lieben, dann ist dein Leben viel toller!“ Denken wir vielleicht drüber nach, vielleicht nützt es auch einigen (mit Sicherheit tut es das) aber manchmal – so bin auch ich – ist es dann wie mit Neujahrsvorsätzen und alles „gelernte“ ist dann schnell verpufft.
„In der Regel neigen wir ja dazu, eher auf Kritik anzuspringen als auf Lob oder das berüchtigte Haar in der Suppe zu finden.“ (s. 37)
Aber ich mag die Botschaften die hier vermittelt werden. Es geht nämlich zum Teil genau daraum: Es ist alles individuell. Einige kommen mit strikten Regeln, Routinen etc gut klar, andere eben nicht, und man muss einfach experimentieren, was einem selber hilft, gut tut und womit man weiter kommt. Das kann mit Sicherheit kein Ratgeber dieser Welt zu 100% ändern, aber es gibt viele Beispiele, die man einfach ausprobieren sollte. Und auch genau solche Tipps werden in diesem Buch angesprochen. Ich finde wichtig, dass solche Bücher keine Verbissenheit auf Lösung XYZ vermitteln sollen, sondern das große ganze Ansprechen und das ist der Autorin auf eine sehr angenehme Weise mit diesem Buch gelungen.
„Die Sache ist jedoch: Dich ängstlich, wütend, verzweifelt, überfordert, traurig , beschämt, erschöpft, frustriert, besorgt, hoffnungslos, unsicher, enttäuscht, panisch oder einsam zu fühlen, ist nicht unnormal.“ (s. 59)
Der Schreibstil ist angenehm humorvoll und ansprechend, wie eine gute Freundin, die dir ein paar hilfreiche Ratschläge vermitteln möchte, dadurch lässt es sich schnell lesen und es bleibt auch durchweg spannend und wird niemals langatmig. Die Struktur des Buches ist ebenfalls gut gelöst und die schönen Illustrationen zwischen den Kapiteln verdeutlichen immer nochmal die eigentliche Aussagekraft eines Kapitels. Ich habe dutzende Stellen in Buch markiert, weil das Buch voll von schönen Zitaten, Weisheiten und Ratschlägen ist, die ich gerne im Gedächtnis behalten möchte, falls ich selber mal wieder vom Weg abkomme.
„Wir neigen bloß eher dazu, >>positive<< Gefühle bei zeitgleich empfundenen >>negativen<< Gefühlen auszublenden oder ihnen weniger Wert beizumessen.“ (s. 62)
Zusammenfassend also ein rundum perfektes Buch in meinen Augen, dass mir selber sehr geholfen, nochmal einen anderen Blickwinkel zu finden und dieses Thema nicht verbissen und frustriert anzugehen. Es vermittelt Leichtigkeit und man fühlt sich tatsächlich besser nach dem Lesen. Und wenn ein Ratgeber das schafft, hat meiner Meinung nach der/die Autor/in alles richtig gemacht.
„Du weißt schon: Mutig zu sein, bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern etwas trotz der Angst zu tun oder zu beginnen.“ (s.144)
Von mir klare Leseempfehlung besonders für alle, die sich mit dieser Thematik bereits beschäftigen, oder neugierig sind, oder selbst mit sich etwas verloren sind. Ein Ratgeber den ich auf jedem Fall empfehlen würde, wenn man in Sachen Self-Care/Mental-Health auf der Suche nach Antworten, Tipps und Ratschlägen ist.